Zum ersten mal seit längerer Zeit sitze ich hier und trinke ein Bier. Klar, es gäbe bestimmt bessere oder schönere Dinge, die man machen könnte aber mir fällt grad keine ein. Zumindest keine realistische. Also sitze ich alleine hier und gucke durch meine Musikordner. Eigentlich hatte ich das so schon den ganzen Tag geplant, entspannen und Musik. Jetzt, wo es soweit ist, schmeckt das Bier nicht und für Musik bin ich nicht so recht in Laune. Muss wohl am Alter liegen. Dafür waren die Tage aber ganz ok, gearbeitet und doch Zeit gefunden mit dem Auto zu fahren. Ich bin damit echt zufrieden, wirklich. Gut, irgendwie bleibt die Euphorie etwas hinter den Erwartungen zurück, evtl weil man immer mehr erwartet als so ein Moment in der Lage ist zu erfüllen. Vielleicht bin ich aber auch einfach nur zu kaputt um echte Emotionen zu verspüren.
Aber eigentlich ist es grad auch ok hier zu sitzen, vielleicht ist es ganz genau das, was ich grad brauche. Wer weiß das schon immer so genau.

So, der Wagen läuft. Jetzt beginnt die Testphase auf der Strasse und am Mittwoch gehts in die Werkstatt ans Analysegerät. Ich bin recht zufrieden und fast glücklich. Den Wagen zu fahren grenzt an körperliche Schwerstarbeit, Lenkung schwergängig, Federung ist nur Deko und man sollte schon vorher wissen, wann man Bremsen möchte. Nennen wir es mal ein rustikales Fahrerlebnis aus den Kindertagen der Automobilität aber sowas mag ich ja.
Bis auf weiteres... .

Anlässlich eines Jubilariums, mit der Tante telefoniert. War der Anlass für mich schon kein besonders toller, so war das Telefonat noch die Cocktailkirsche auf dem Sahnehäubchen. Etwas weniger verklausuliert: Anlass war mein Jahrestag der Menschwerdung. In anbetracht ihrer Erkrankung bekam das Gespräch eine besondere Art. Ich kann nicht erklären, was für eine Färbung. Nicht weinerlich. Eher nüchtern, sehr ehrlich. Ehrlichkeit, so oft gewünscht, kann auch echt hart sein. Ich bin beeindruckt, wie sie ihr Schicksal annimmt, mit Humor und dem geschätzten Sarkasmus. Eine Coolheit, die ich an ihr immer mochte. Kein schöner Anlass aber ein tolles Gespräch.

Man muss Gelegenheiten nutzen.

Er sitzt mal wieder still an seinem Schreibtisch. Er sortiert seine drei Kugelschreiber an einer Seite, an der anderen Seite ein paar Zettel mit unwichtigen Notizen. Er weiß nicht, was er machen soll. Sein Blick schweift durch den Raum. Irgendwas müsste er machen. Bald wird er Geburtstag haben, nen "runden". Einen, an dem man eine Zwischenbilanz zieht, sich zufrieden zurücklehnt oder das Ruder hart rumreißt. Sein Vergleich mit imaginären gleichaltrigen fällt eher zu seinen ungunsten aus aber das ist ihm recht wurscht. Schlimmer ist es sich selber im Spiegel zu sehen, sich zu hassen, sich um Verzeihung bitten zu müssen. Er fragt sich, wie alt er eigentlich ist. Seine Exen würden ihn seinem Reifegrad nach wohlwollend auf 12 schätzen; manchmal fühlt er sich wie ein alter Mann in seiner letzten Stunde; sein Ausweis gibt eine nüchterne Antwort, mit der Er so gar nichts anfangen kann. Er hatte nie einen Bezug zu seinem Alter und auch bei anderen hatte es ihn nie sonderlich interessiert. Alter sagt meistens so wenig über einen Menschen aus. Seine Geburtstage hatte er nie gefeiert, auch nicht als Kind. Warum sollte es diesmal anders sein? Nein, es gab nie etwas zu feiern. Zeit verstreicht von ganz alleine auch ohne sein zu tun. Wo waren die Jahre geblieben? Vielleicht sollte er sich einer alterslosen Maßeinheit bedienen aber welche sollte das sein? Es ist Unsinn sich solche Gedanken zu machen aber Er hat sonst grad nichts zu tun.

...aber wichtig ist nicht der Fall, sondern die Landung.