Reisetagebuch
Gestern in einem meiner Lieblingslokale gespeist, da Romano. Ein kleines Fischrestaurant, klein, persoenlich. Romano liest uns die Gerichte des Tages vor und entscheidet, wer was isst. Bei Onkel und Tante kennt er die Vorlieben, bei mir weiss er, dass ich gerne probiere und dass ich ihm da vertraue. Also bekomme ich geschmischte Muschelplatte, Tagliatelle mit Krebsfleisch, eine gemischte Fischplatte gegrillt und Nachtisch. Ich muss sagen, ein Genuss aller erster Klasse. Alles passt in dem Laden, Ambiente, Herzlichkeit und die Qualitaet der Gerichte. Romano, ich liebe dich.
Heute ist Allerheiligen, wer kann verlaesst die Stadt fuer ein verlaengertes Wochenende. Alle anderen gehen auf die Piazza Unita, Barcola oder die Mole Audace. Da darf ich natuerlich nicht fehlen. Ich flaniere wie ein grosser die Mole auf und ab und sehe mir die Menschen an. Klar, an einem solchen Tag sind nur Paare und Familien unterwegs. Scheinbar bin ich der einzige Single, der sich das antut. Ziemlich sicher bin ich ueberhaupt der Letzte ueberlebte ueberlebende Single. Es mag an meiner masochistischen Ader liegen, dass ich mir sowas gerne ansehe, ich bilde mir aber auch ein, dass ich ebenso beobachtet werde und vielleicht beneidet mich sogar jemand um meine Freiheit. Weiss man's ?
Immer, wenn ich in Triest bin, fuehle ich mich voller Energie. Ich moechte gerne meine Kreativitaet in Wirklichkeiten umsetzen. Ideen habe ich genug, traue mich aber nie, diese mitzuteilen, bzw Umzusetzen. Keine Ahnung, woran ich scheitere.
Vergangenen Freitag ging es also mal nach Venedig. Mit der Bahn eben ne gute Stunde Fahrt. So laesst sich das ganz gut machen.
Tja, was soll ich gross ueber Venedig erzaehlen? Schoen? Schrecklich? Also die Stadt als solche ist natuerlich sehenswert, wenn man sich aber mal vorstellt, man wuerde dort leben, dann wuerden einem wohl die Touries gehoerig auf die Nerven gehen. Sie schleichen in bemerkenswerter Langsamkeit durch die engen Gassen. Man erkennt den einheimischen schon daran, dass er mit der Eleganz eines Slalomfahrers um sie herum gleitet. Und trotz dieser Tatsache, wirken die Einwohner sehr entspannt. Klar, im Grunde leben sie auch von den Massen an Besuchern. Fuer mich ist es immer faszinierend, das Stimmengewirr aus allerlei Sprachfetzen zu belauschen. Und natuerlich bot sich mehr als einmal die Gelegenheit, die 5-Min-Liebezu pflegen, welche ich allerdings auf Sekunden beschraenken musste. Alles in allem, eine schoene Abwechslung.
Ich liebe oeffentliche Toiletten aber aus anderem Grund. Die Waende der Klo's sind ein Sammelsurium allerlei Weisheiten, Gruesse und Statements. So titelte einer: THE MISSING MONIQUE TOUR, von diesm Titel war ich so geruehrt, dass ich mich auch verewigen musste. Natuerlich wars fuer mich die THE MISSING LELLI TOUR, denn trotz der vielen Eindruecke habe ich oft an sie denken muessen. Aber was solls, sie wird ihren Spass mit dem Don haben und hoffentlich gluecklich sein.
Ich wuerde mich derzeit als zu 99% gluecklich beschreiben, singlesein ist irgendwie auch cool. Man will immer das, was man nicht hat. Wobei meine Gedanken an sie immer weniger und immer verschwommener werden.
Ausserdem nervt es mich, wenn sie immer in meinem Kopf rumschwirren muss... In ihren dicken Hintern sollte ich ihr treten, der irren... Mann!
Grad ist es etwas langweilig, vielleicht bin ich aber auch nur etwas geschafft von den letzten Tagen. Viel rumgerannt. Morgen fahre ich nach Venedig, habe eigentlich wenig Lust aber was solls.
Ich trau mich ja kaum es zu sagen aber evtl, mit etwas Glueck, koennte sich bald etwas Jobrelevantes tun. Habe heute mit jemandem gesprochen, der in der Hafenverwaltung arbeitet. Auf der einen Seite freue ich mich, auf der anderen Seite mache ich mir natuerlich sofort ins Hemd. Rational betrachtet, sollte ich nen Salto schlagen... Naja, abwarten. Wenn der aber ein konkretes Angebot haben sollte, muss ich zuschlagen.
So, ich gucke mal etwas sinnfreies italienisches TV. (ueber das ich mich demnaechst mal auslassen muss)
Am 26. hies es
tutti in Piazza. Grosse Militaerparade zum 150. Jahrestag der Einheit Italiens und der Rueckkehr Triests unter italienische Herrschaft. Viel Lametta und grosses Brimborium, Veteranen der vergangenen, Helden der aktuellen und der Nachwuchs fuer die kommenden Kriege. Gerade fuer mich ist es schwierig mich der Faszination des Militaers zu verschliessen, wurde ich doch immer in Verehrung fuers Militaer erzogen. Zum ersten mal sehe ich das ganze Spektakel, mit Fahneneid, Flugzeugueberflug, schneidigen Soldaten und Soldatinnen mit gemischten Gefuehlen. Aber wem's gefaellt... Fuer mich es es halt das Jahr 0 n. Lelli. Sie hat es geschafft mir Nina auszutreiben und auch andere Ansichten neu zu Ueberdenken. Oft ist das nicht einfach aber es schadet nicht. Danke.
Am Abend gehts auf das Parkett der Hochkultur. Modernes Ballet nach choreographien von
Martha Graham im
Rosetti. Mein Sachverstand reicht nicht aus, die Qualitat einzuordnen aber dies gleiche ich durch meine Hochachtung fuer die Taenzer und Taenzerinnen aus. Fantastisch und bewundernswert, mit welcher Leichtigkeit und Anmut sie sich bewegen. Um ein wenig auf die Tonne zu klopfen, erwaehne ich mal, dass ich mit der Honorarkonsulin der Niederlande bekanntgemacht wurde und mit dieser in der Loge sitzen durfte.
Ich arbeite also mit vollem Einsatz an der europaeischen Einheit. Das tue ich nicht fuer mich, sondern fuer uns alle.
Auf jeden Fall ein sehr schoener Abend und ich lege abermals den geneigten Lesern und Leserinnen nahe, sich solchen Sachen nicht zu verschliessen. Ich Klugscheisser.
Der Automechaniker von umme Ecke hat mich eingeladen, mit dem Motorradclub, dem er angehoert, zur Fiera di Padova zu fahren. Der groessten Oldtimermesse in Italien. Da ich mich ja fuer sowas begeistern kann, habe ich zugesagt. Also, treffen um 8:00. Ein Reisebus mit ca 50-60 Italienern, ich erwarte Erfahrungsgemaess ein mittelgrosses Chaos. Die Abfahrt klappt recht puenktlich, erwartete Reisedauer ca 3Std. Der Bus hat sich gerade in Bewegung gesetzt, da muss erstmal die 5 koepfige Jury fuer die anstehende Weinprobe bestimmt werden. Ok,erledigt. Nach sage und schreibe 30min Fahrtzeit ist Pause. Ab auf nen Rastplatz. Biergartengarnitur aufgebaut, einen riesen Kochschinken auf den Tisch und ca 50 Flaschen Wein am Start. Die Jury macht sich an die Arbeit, der Rest trinkt Mangels Fachkenntnis, einfach so. Man unterhaelt sich, lernt sich kennen. Ich lerne Renata kennen aber auch Fabio, Santin, Andrea (ein Kerl), Roberto. Die Kavaliere unserer 10 koepfigen Reisegruppe versammeln sich um Renata, die mit ihrem Charme zumindest mich beeindruckt. In Rypisch triestinischer Art kommt man sich naeher. Essen und trinken sind nunmal die Besten Moeglichkeiten dafuer. Irgendwann gehts dann weiter, mit der Fahrt, die Konversation wird lockerer. Ankunft in Padova. Die groesste Oldtimer Messe Italiens bringt die absolute Reizueberflutung. Wunderbare Autos, Motorraeder usw usw. Und natuerlich auch hier: Wunderschoene Frauen.
Rueckfahrt. Alle sind erschoepft, also wird die Weinprobe in den Bus verlegt. Die Flaschen kreisen und alle werden immer lustiger und ein Feuerwerk der Sprueche und Scherze wird gezuendet. Neben der Fiera hat mich begeistert, wie ich integriert wurde, obwohl ich von den Leuten fast niemanden kannte, war ich sofort einer von ihnen.
Die Fahrt geht weiter, der Wein wird waermer aber kaum weniger, obwohl getrunken wird. Dann gehts rund! Die ersten triestiner Lieder werden angestimmt. Zehn Leute unterhalten den ganzen Bus. So treffen wir Abends in Triest ein, ein wunderbarer Tag mit netten Leuten geht zu Ende. Ich muss noch den ganzen Abend lachen.
Ach, Renata ist uebrigens ne ganz Nette.
Mehr aus Hoeflichkeit habe ich zugesagt, mit einem Freund der Familie einen Ausflug nach Slovenien zu unternehmen. Jetzt wars soweit, kein zurueck mehr moeglich. Fulvio (70), Walter (71) und Julia (67)holen mich ab. Schon beim Blick ins Auto weiss ich, das wird ein super-Tag. Fulvio lenkt den altersschwachen Subaru in atemberaubender Geschwindigkeit gen Slovenien.Nach ca. 30min purer Angst erreichen wir den Startpunkt. Er und Walter holen die Wanderkarten raus und mir wird Schlagartig klar: Das roemische Imperium konnte gar nicht ueberleben. 3 Italiener, 4 Meinungen. Aber lustig wars auf jeden Fall. Ein Tag voller liebevoller Gemeinheiten und sarkastischer Sprueche. Die Landschaft wunderschoen und das Wetter bestens. Sicht ueber den Golf von Triest bis zu den Alpen. Das soll aber als Tourenbeschreibung auch schon reichen.
Vom Zielpunkt aus noch ein kurzer Stop, um bei einem Bauern Aepfel zu kaufen. 4 Grappa und 3 Wein spaeter ist die deutsch-italienische-slovenische Freundschaft gefestigt und ich mit der Welt versoehnt. Ich sage zu, moeglichst bald so eine Tour zu Wiederholen.
Nen klasse Abend im Kreise der Familie meines Onkels (angeheiratet) verlebt. Anlass war der 16. Geburtstag meiner Cousine. Sie , mit ihrer Besten Freundin sind an Energie nicht zu ueberbieten und in ihrer Unbefangenheit erfrischend. Alberne Huehner halt. Es wurde extrem viel gelacht und rumgealbert. Die Freundschaft der beiden Maedels zu Beobachten hat Spass gemacht und auch die Mutter hat einen super-sympathischen Humor. Endlich mal normale Menschen. Bekomme ich jetzt schon den wehmuetigen Blick auf die Jugend? Bisl frueh dafuer oder?!
...Widdewiddewitt und Drei macht Neune.
Ich denke zuviel, ich denke zuviel an sie. Moechte sie packen, schuetteln, aufwecken. "Lass den ganzen Scheiss hinter dir, lass uns neu beginnen, lass uns beginnen." Aber kann ich erwarten, dass mein Empfinden von Glueck auch ihres ist? Natuerlich nicht aber hier ist das egal, es spielt keine Rolle, hier zaehlt nur meine Realitaet und diese ist nur in meinem Kopf.
Ich mach' mir die Welt
Widdewidde wie sie mir gefällt ....
Die Bora ist ein Wind, banal gesprochen. Fuer die Triestiner ist sie allerdings viel mehr. Sie deckt Daecher ab, wirbelt die Stadt durcheinander. Huete und Regenschirme fliegen herrenlos umher. Aber sie reinigt auch die Luft, der Smog verwaescht nicht mehr die naechtlichen Lichter der Stadt und der Blick vom Garten auf die Stadt wird zum Spektakel.
Sie packt mich und ich spuere ihre Kraft, was will sie mir sagen? Das sind die Momente, an denen ich nicht weiss, was ich denken soll.