Donnerstag, 27. September 2012

Hasse das Spiel, nicht die Spieler

Sie lernten sich in einer der Singlebörsen kennen. So eine, in der man sich als total tollen Menschen auf der Suche nach der großen Liebe präsentiert und hofft, dass am Ende wenigstens Sex dabei rausspringt. Sie war ein paar mal auf seinem Profil gewesen. Er hätte sie nie angesprochen. Ihr Matchingscore war gering und sie spielte in einer höheren Liga. Als ihre erste Mail eintraf, war er mehr als überrascht und obwohl er wusste, dass das nur ein Irrtum sein konnte war er aufgeregt. Sie fände sein Profil interessant, wolle ihn Kennenlernen. Er willigte ein, fand er sie doch wirklich interessant. Und was sollte ihm schon passieren? Sie stellte Regeln auf. 1.Du musst nichts über mich wissen. 2.Ich frage, du antwortest. 3.Keiner verliebt sich in den anderen. Seine Aufregung verflog so schnell, wie sie gekommen war aber er spielte mit. Er hatte Lust sich ihr zu öffnen, ihr Interesse schmeichelte ihm. Nicht fragen zu dürfen kam ihm entgegen. Er tat sich trotz seiner Neugier schwer damit jemanden auszufragen. Es entwickelten sich gute Gespräche, schnell wurden Treffen vereinbart. Sie verbrachten schöne Stunden miteinander, mit Gesprächen, prickelnder Erotik bis hin zu Sex. Kein stumpfes Pornogeficke. Nein, ihr Sex war von Vertrauen und Leidenschaft geprägt. Liebesspiel der gehobenen Klasse.

(-;--hier ist raum für ihr kopfkino--;-)

Noch immer wusste er nichts über sie. Nicht ihren Namen, ihr Alter geschweige denn ihr Handynummer oder ihre Adresse. Natürlich fragte er sich, wer sie war. Betrog sie ihren Ehemann mit ihm? War sie eine psychopathische Serienkillerin? Oder fand sie ihn einfach nur nett? Aus den Treffen konnte er keine Antwort ableiten da die Grenzen zwischen Rollenspiel und Realität völlig aufgehoben waren. Also zwang er sich, nicht darüber nachzudenken sondern die gemeinsame Zeit zu genießen. Er bildete sich manchmal ein, sie würde ihn sehr mögen.

Schon in der Sekunde, als er ihre Mail gelesen hatte, wusste er, dass er sie nie wieder sehen würde. Sie brauche eine Auszeit, müsse sich sortieren und wolle ein paar Tage verreisen. Er war schon zu lange in diesem Geschäft um die Botschaft misszuverstehen. Tage vergingen ohne eine Nachricht was ihn nur bestätigte. Wie schon oft zuvor wählte er die männlichste Form der Trauerbewältigung und soff sich in eine Stimmungsmische aus Selbstmitleid, Wut und abgefuckter Coolness.

Als er am Morgen auf sein Handy blickt, ist er schlagartig wieder verwirrt. Eine SMS von ihr. Abgesehen vom Inhalt fragte er sich, warum sie ihm eine SMS schrieb. Sie wagte sich aus einer Deckung und gab ihre Nummer Preis, was gegen die Regeln war. Er antwortete ihr und nach wenigen SMS verstummte der Kontakt wieder. In einer Art Kadavergehorsam war ihm klar, dass sie darauf vertraute, dass er ihr nicht schreiben würde. Und doch wunderte er sich über das Risiko, dass sie eingegangen war. Er wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Abhaken? Abwarten? Er ärgerte sich, keine Fragen gestellt zu haben aber das waren nun mal die Spielregeln. Etwas wehmütig entschied er sich, einfach eine schöne Erinnerung zu bewahren und hey, Dosenbier gab es ja auch noch.

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bonanzaMARGOT - 27. Sep, 11:16

ohne dosenbier wäre ich schon verzweifelt.

Mico75 - 27. Sep, 12:02

eine herrliche erfindung, die wohl schon manchen über schwere stunden hinweggeholfen hat.
bonanzaMARGOT - 27. Sep, 12:20

vorallem im zusammenhang mit der weiblichkeit.
Mico75 - 27. Sep, 12:24

wahrscheinlich einer der hauptgründe fürs trinken aber ich würde sonst auch nen anderen grund finden.
bonanzaMARGOT - 27. Sep, 12:26

ja klar, es gäbe da noch einen grund: nämlich dass meine mutter mich geboren hat. man kann es drehen und wenden, letztlich sind immer die weiber schuld.
Mico75 - 27. Sep, 12:32

ach mir reichen da auch schon weitaus nichtigere gründe.
bonanzaMARGOT - 27. Sep, 12:42

gibt es einen nichtigeren grund als am leben zu sein?
Mico75 - 27. Sep, 12:51

am leben zu sein kann ein nichtiger grund sein aber es kann auch der beste grund sein. irgendwann feiern wir evtl mal, dass wir (noch) am leben sind. das gute am trinken ist ja, dass man es zu jeder stimmungslage paßt.
bonanzaMARGOT - 27. Sep, 14:04

ich feiere ständig, dass ich am leben bin. da wird man auf die welt gefickt, ohne was dagegen machen zu können - und darüber muss man sich doch freuen, oder?!? oder nicht? drum trinke ich, um mir diese frage erst gar nicht in aller deutlichkeit zu stellen ...
Mico75 - 27. Sep, 15:03

ich trinke einfach um nicht mehr zu denken oder irgendnen quatsch zu empfinden.
bonanzaMARGOT - 27. Sep, 15:05

eben - und je nach geistiger potenz, muss man umso mehr trinken, desto existentieller die geistigen gedanken werden.
Mico75 - 27. Sep, 15:06

mmh, ich merke, wie ich die dosis langsam erhöhen muss. heißt das im umkehrschluss, dass dosenbier schlau macht?
bonanzaMARGOT - 27. Sep, 15:10

nein, es geht beim trinken nur um die erträglichkeit. erinnerst du dich noch an den ausgangspunkt unserer unterhaltung? genau - die frauen muss man sich auch erträglich trinken. sie sind aber nur ein (mitunter nicht unerheblicher) aspekt im leben.
bier aus dosen macht niemanden intelligenter. aber auch nicht dümmer. sagen wir`s mal so: es unterstreicht deine persönlichkeit ...
Mico75 - 27. Sep, 15:13

stimmt, es macht vieles erträglicher und bei mir sorgt es dafür, dass gewisse aspekte immer unerheblicher werden.
bonanzaMARGOT - 27. Sep, 15:19

hm, wenn ich mich bereits hin zur stumpfheit gesoffen habe, brauche ich keinen alk mehr. oder der alk ist dann nur noch so `ne blöde säufergewohnheit - dass man dann nur noch in der babysprache mit anderen säufern am kiosk oder an der tanke labert.
ne, ich ich kultiviere das trinken so, dass ich immer wieder zurück ins elend des daseins zurück schlittere. ich brauche diese motivation, wieder zur flasche greifen zu müssen - äh, bzw. zur dose. you understand?
Mico75 - 27. Sep, 15:22

mmh, ja, i do.
außer in der kneipe trinke ich selten in der öffentlichkeit, höchstens ein oder zwei feierabendbier. wenn ich mich reel aus dem leben schieße, mache ich das zu hause. da habe ich meine ruhe, kann die musik bestimmen und der weg ins bett ist nicht so weit.
bonanzaMARGOT - 27. Sep, 15:31

solange ich keine harten sachen trinke, kann eh nichts passieren. da werde ich je nach stimmung müde oder lustig. alleine trinke ich nur vorm pc, oder wenn ich einen geilen film gucke. wegschießen tu ich mich nicht. schon einige jahre nicht mehr. wahrscheinlich bin ich eh schon auf dem level von obelix. aber ich mag halt doch noch trinken ..., ist mehr gewohnheit. und ich bilde mir halt ein, dass alles irgendwie erträglicher ist. ich träume gern ...
Mico75 - 27. Sep, 15:37

wenn ich alleine mit mir trinke, habe ich auch nie harte sachen da. ganz selten mal gintonic. ich trinke eigentlich nur um mich wegzuschießen. dafür trinke ich aber zb im alltag keinen alkohol.
ich denke nicht, dass es nur einbildung ist. es wird erträglicher und das träumen wird auch schöner
bonanzaMARGOT - 27. Sep, 15:42

schwer zu sagen - mein trinkverhalten änderte sich mit den jahren, und es wird sich weiter ändern. mal sehen. irgendwann stirbt man dann ja auch.
Mico75 - 27. Sep, 15:46

mmh, glaube mein trinkverhalten war immer relativ konstant. blinker links und vollgas. zu hause trinke ich etwas entspannter und sehe den gedanken zu.
bonanzaMARGOT - 27. Sep, 15:49

du bist ja auch noch jung ...
Mico75 - 27. Sep, 15:50

mmh, geht wohl. vielleicht ist da ja noch entwicklungspotenzial
Finchen1976 - 28. Sep, 15:55

Wahr oder erfunden - das ist hier die Frage...

Mico75 - 28. Sep, 16:04

mmh, das ist die frage ;-)
aber was ist wahrheit, was ist fiktion? ändert das etwas?

alles ist wahr, alles fiktion.
Finchen1976 - 28. Sep, 16:09

Uiuiui, da ist aber einer auf einer echt schrägen Welle. ;-)
Mico75 - 28. Sep, 16:10

ach was, alles gut :-)
perlentaucherin - 5. Jan, 17:13

"Er antwortete ihr und nach wenigen SMS verstummte der Kontakt wieder."...genau diese stelle schlägt ins reale leben ein...die kleinen fiesen abhängigkeiten...brech

Mico75 - 6. Jan, 00:33

macht man sich nicht oftmals selber abhängig? von etwas, von jemandem?
perlentaucherin - 6. Jan, 19:35

right!
das ist ja die krux
Mico75 - 7. Jan, 00:32

vielleicht hilft es ja, sowas zu erkennen und sich selber mal etwas zu disziplinieren? muster erkennen usw.

Mico

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