Ich glaube, ich bin deshalb ausgewandert. Wenn man neu anfängt, darf man die Person sein, die man schon immer sein wollte. In den alten festgestrickten Netzen ist eine Veränderung doch recht schwer. Wenn man woanders lebt, ist nicht alles gut, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass man intensiver lebt.
die idee des auswanderns finde ich gut, grad weil man sich da "neu" erfinden kann. aber woher nimmt man den mut? oder muß nur das maß an verzweiflung groß genug sein?
Ich kann nur für mich sprechen. Ich war ein schüchternes Mädchen in Berlin. Ich war nicht unglücklich aber mir fehlte etwas (ich wusste jedoch nicht was) und ich wollte italienisch lernen. Also ging ich nach Mailand (als Au Pair). Niemand traute mir das aufgrund meiner Schüchternheit zu. Aber nach Italien wollte ich schon immer (wenn nicht nach dem Abi, wann dann?) und es steckte eben auch ein gewisser Leidensdruck dahinter. Ich wollte einfach mehr von Leben. Dann, einmal draussen, kommt die Veränderung ganz automatisch. Allein in einem neuen Land, wo man niemanden kennt und die Sprache nicht spricht. Es wurde zu dem bis dahin schönsten Jahr in meinem Leben. Ich kehrte zurück nach Berlin. Ein bisschen holte mich die Vergangenheit ein, ein bisschen änderte ich mein Leben bewusst-ich hatte ja aus der Vergangenheit gelernt. 2 Jahre später wollte ich Erasmus machen. Mit diesem Zeitdruck lebte ich auch die Zeit zuhause intensiver und bewusster, ich wusste ja, dass ich bald wieder weg bin. Das zweite Jahr in Italien war so grandios, dass ich mir nicht vorstellen konnte, dass es das letzte Mal im Ausland war. Also ging ich nach einem Jahr Berlin nach Madrid für meine Abschlussarbeit. Alles Dinge, die ich normalerweise nicht tun würde. Aber inzwischen hatte ich "Blut geleckt", das wahre Leben geschnuppert und wollte mehr davon. Nach Rückkehr war klar...Uni beenden und weg! In der Zwischenzeit hatte ich auch zuhause einen internationalen Freundeskreis (wir sind bis heute in Kontakt)...Menschen, die nur auf Zeit in Berlin waren und mir meine Stadt mit neuen Augen zeigten. Lebten und nicht nur existierten.
Ich denke am Anfang ist es die Verzweiflung. Dann wird es zu einer Droge. Mut spielt keine Rolle, denn den hatte ich nicht. Jetzt ja, aber nur aufgrund meiner Erfahrungen.
schön. da war zumindest "etwas" das stärker war als die schüchternheit. wie haben denn deine eltern reagiert?
als bei mir der "freiheitsdrang" aufkam, wurde dieser immer blockiert. wobei ich mich hätte durchsetzen müssen.
Mein Vater hat selbst einige Jahre im Ausland studiert und war später ständig auf Dienstreise. Meine Mutter hat mich immer unterstützt. Es war bestimmt nicht leicht für sie, weil ich Einzelkind bin, aber sie merkt, dass ich glücklich bin und das zählt! Ausserdem ist Italien ja auch kein schlechtes Urlaubsziel ;)
vater wäre gar nicht so das problem gewesen, eher meine mutter. ich hatte mehrere versuche unternommen, die aber an ihr gescheitert sind. schwamm drüber.
ja, so ist italien immer urlaubsziel der 1. wahl.
Ich denke am Anfang ist es die Verzweiflung. Dann wird es zu einer Droge. Mut spielt keine Rolle, denn den hatte ich nicht. Jetzt ja, aber nur aufgrund meiner Erfahrungen.
als bei mir der "freiheitsdrang" aufkam, wurde dieser immer blockiert. wobei ich mich hätte durchsetzen müssen.
ja, so ist italien immer urlaubsziel der 1. wahl.