Masochist
Wie bereits zum wiederholten Male erwähnt: es geht mir gut. Die Tage sind gut. Gleichzeitig sind die Nächte, mit wenigen Ausnahmen, grausig. Trotz eines Schlafdefizits liege ich Nachts wach und starre an die Decke oder auf die Leuchtziffern der Uhr. In Wirklichkeit fühlt es sich an, als ginge es mir gleichzeitig "gut" und "schlecht". Vielleicht gehts mir nur "gut", wenn es mir "schlecht" geht. Morgen, bzw nachher fahre ich zu den Neffen, eigentlich sollte ich schlafen, kann ich aber nicht. Ich freue mich auf die beiden, darauf für nen Moment für sie da zu sein. Ich versuche mir Szenarien auszumalen, eine Art Programm aufzustellen. Und dann kommt so ein komischer Gedanke, warum ich es eigentlich nicht geschafft habe, selber Schraatzen zu haben. Kein "Kinderwunsch" im eigentlichen Sinn, mehr die Frage, warum mein Leben so ist, wie es ist. Ich bin froh, dass der Kelch an mir vorbei gegangen ist und gleichzeitig ist da eine Traurigkeit. Seit ein paar Nächten höre ich wieder die Hörbücher "von früher mal", ich genieße die Romantik, kenne ich doch die Geschichte schon vom hören und zu weiten Teilen vom erleben. Gleichzeitig drücken mir Tränen in die Augen, weil es sowas nicht gibt auch wenn ich es mir so sehr erwünsche. Und in den Dialogen höre ich auch das Problem heraus: Überdimensionierung, Idealisierung bis hin zur Unrealisierbarkeit. Und trotzdem will ich nichts Anderes als das. Etwas unrealisierbares, überdimensioniertes. Ich war schon immer jemand, der lieber Verzichtet, als Ehrgeiz zu entwickeln (Zitat eines Ehrziehungsberechtigten).
Um dieses Gefühl noch etwas zu fühlen, werde ich jetzt das Hörbuch weiter anhören. Ich will das jetzt so fühlen und ich entscheide, was ich fühle. Und mir ist halt grad nach Kitsch. Und demnächst will ich mal wieder richtig trinken, mich kopfüber in diese Gefühlssoße stürzen.