Was einen am Leben hält
Es regnet, aus dem Player etwas entspannte Musik, genau die richtige Stimmung für schwere Gedanken. Immer wieder schwirrt mir dieser Gedanke durch den hohlen Kopf: Was hält einen am Leben? Lebensmut? Lebenslust? Liebe? Ich weiß nicht was es ist. Was treibt dich an? Ist der Slogan einer Bank. Ich habe keine Antwort darauf. Im Laufe der Jahre sind einige Freunde und Bekannte gestorben. Welche haben den Sprung aus großer Höhe gewählt, ein anderer wählte den Strang, einer pustete sich den Schädel weg. Kann man machen, sie werden ihre Gründe gehabt haben. Wieder andere sind einfach so gestorben, 3 Herzinfarkte (Anfang 30) bei einem kann ich sagen: selber Schuld, war doch klar, dass die Pillen aufs Herz schlagen. Bei den beiden anderen war es ne Überraschung. Einer ist übel an Krebs gestorben, arme Sau. Als er in der letzten Runde war und Lars grad von der Brücke gesprungen war regte er sich auf: Ich will leben und der Arsch schmeißt seins weg. So unterschiedlich kann Wertschätzung sein.
Wie ist es um meine Wertschätzung bestellt? Was ist mir mein Leben wert? Ich glaube, ich hänge nicht daran. Immer wieder merke ich, was für eine große Todessehnsucht in mir schlummert. Ich würde jetzt nicht den aktiven Weg wählen aber wenn es morgen vorbei wäre... Ich würd ein Bier trinken und Musik hören.
Das ist evtl auch eine Antwort auf die Frage, warum ich nicht zum Arzt gehe. Ich habe keine Angst vor dem Arzt, ich habe Angst davor behandelt werden zu können. Ich habe Angst davor wieder so ne Krebsgeschichte zu haben und wenn, dann soll es definitiv sein. Bescheuert, ich weiß. Und eine Schande so über sein Leben und so eine Krankheit zu reden. Was vor allem grotesk ist, mir gehts grad recht gut. Gute Phasen, die ich mitnehme, die mich aber nicht motivieren.
Was mich am Leben hält? Evtl sage ich mir: Hey, der Tag war ok, ich mach noch einen länger. Vielleicht ist es aber auch was anderes...