Was wäre wenn...
Was wäre, wenn man einfach verschwände? Nein, keine Angst, das wird jetzt keine Verabschiedung in Suizidaler Absicht. (Sie da hinten, gucken sie nicht so enttäuscht.) Nur mal so drüber nachgedacht. Meine Bindungen sind eher nicht so fest, bin nicht verheiratet, bin nicht unterhaltspflichtig etc. Sogar in der Tanke wäre ich ersetzbar. Von einem Moment zum anderen könnte ich gehen, verschwinden, mich in Luft auflösen. Wenige sind so frei wie ich; und trotzdem so in sich selber gefangen. Die Frage, die ich mir stelle ist: Würde es irgendwen kratzen? Ich meine außerhalb des engeren familiären Kreises? Meine Freund- bzw Bekanntschaften sind alle eher der Art, dass sie "gut" sind, so lange sie bestehen, wenn sie nicht mehr bestehen, ist es auch ok. (Was keine negative Bewertung darstellen soll, alles hat seine Zeit (und sein Ablaufdatum)). Oder meine Verliebtheiten; ich liebe nur in Gedanken, in Wirklichkeit sind es nicht gelebte Lieben. Was wäre, wenn man einfach nicht mehr da wäre? Würde es eine dieser Lieben kratzen?
Es geht mir um Chancen. Wie oft nutzt man sie nicht, wie oft sagt man jemanden etwas nicht. Wie oft geht man nicht an einen neuen Ort usw usw. Und irgendwann ist eine Chance vorbei, weg. Du kannst nicht mehr sagen, dass du sie liebst. Du kannst nicht mehr an einen neuen Ort. Anders leben als du gerade lebst. Man wartet immer auf eine bessere Gelegenheit oder lässt sich von Zweifeln abhalten. Immer diese beschissenen Zweifel, diese Angst vor irgendwas. Was wäre, wenn man sich von den Zufällen treiben ließe? Den Butterfly-effects nachgeben würde und nur im Rahmen der sich ergebenden Situationen handeln würde? Mal nicht nach der Vernunft ginge? (an dieser Stelle muß ich darauf hinweisen, daß ich nüchtern bin, nicht unter Drogen stehe. Würde allerdings diese wirren Gedanken entschuldigen.) Stattdessen macht man lieber nichts, lebt vor sich hin; reißt die Tage, Einen nach dem Anderen, ab. Und irgendwann reißt man das letzte Kalenderblatt ab. Das ist evtl die immer wiederkehrende Frage nach dem Sinn des Lebens. Eine Antwort habe ich nicht, ich weiß nicht mal welchen Sinn mein eigenes Leben hat. Das soll gar nicht so negativ klingen, wie es klingt. Vielmehr ein Plädoyer dafür sein, Chancen zu nutzen, das Maul aufzumachen wenn im Kopf der beste Satz der Welt nach draußen will. Und vielleicht auch mal wider die Vernunft zu handeln.
Naja, verwirrte Gedanken in der Nacht.
Nachher stehe ich wieder auf, sitze auf der Bettkante, gucke zum Fenster und sage zu mir: Und schon wieder ein Tag...